Clages / Ackermann / Gundlach (Hrsg.): Der rote Faden

Die Aufklärung von Verbrechen ist auf Beweise angewiesen, um die Tat in ihren Abläufen nachvollziehen und den Täter gerichtsfest überführen zu können. Einen maßgeblichen Anteil an der Tataufklärung haben – abhängig vom Delikt – die Tatortspuren. In ihrem Potential bislang unbeachtet geblieben ist die Tatsache, dass Täter und Opfer von Straftaten neben vielen anderen Spuren auch Wärmerückstände am Tatort zurücklassen. Dort, wo ein Mensch handelt, hinterlässt er unmittelbar durch seine Körperwärme, aber auch durch die Bedienung von technischen Geräten Wärmesignaturen. Diese Wärmeabstrahlungen lassen Rückschlüsse auf Ereignisse zu, die sich Minuten oder Stunden zuvor an einem Tatort ereignet haben. Sie können aber auch Auskunft über die Zahl der Personen am Tatort oder ihre Fluchtrichtung geben. Entscheidende Vorteile dieser Spurenart, die hier als Thermospuren bezeichnet werden sollen, sind die Tatsachen, dass sie für Täter weitgehend unvermeidbar sind, anders als andere Spuren Auskunft über den Zeitpunkt ihrer Entstehung geben und mit Wärmebildkameras sehr leicht zu finden und zu sichern sind. Der größte Nachteil, den Thermospuren besitzen, ist ihre schnelle Flüchtigkeit. Während sich Körperwärmespuren je nach Umständen zwischen wenigen Minuten und einer Stunde halten können, lässt sie die Bedienung technischer Geräte über mehrere Stunden, teils über halbe Tage hinweg nachweisen. Der Tatsache der Flüchtigkeit von Thermospuren kann nur durch eine flächendeckende Ausstattung von Polizeikräften mit Wärmebildkameras begegnet werden. Die ersteintreffenden Kräfte an einem Tatort sind am ehesten in der Lage, Thermospuren am Tatort zu sichern. Wärmebildkameras können Polizeibeamten aber nicht nur zur Arbeit mit Tatortspuren, sondern auch zur Entdeckung verborgener oder zur Verfolgung flüchtiger Personen dienen.

Der Verfasser dieses Buches hat über mehrere Monate hinweg ein Forschungsprojekt zur Feststellung und Messung von Thermospuren und der Geschwindigkeit ihres Wärmeverlustes ausgeführt. Die durchgeführten Experimente wurden so gestaltet, dass sie Situationen entsprachen, wie man sie als Ermittler auch an einem Tatort vorfinden kann. Die Ergebnisse dieser Versuchsreihe finden Sie mit umfangreicher Illustration durch Thermobildaufnahmen in diesem Buch. Die Arbeit beschäftigt sich nicht nur mit den durchgeführten Versuchen, sondern führt auch kurz in relevante Aspekte der Wärmelehre ein und beleuchtet Vor- und Nachteile von Thermospuren sowie den Forschungsbedarf, der noch befriedigt werden muss, um die Arbeit mit Thermospuren zu einem erfolgreichen Baustein forensischer Polizeiarbeit zu machen.

 

https://www.hspv.nrw.de/forschung/publicationen/publikation/thermospuren-1