Exklusiver Artikel von Dr. Frank Kawelovski: "Dem Täter auf der (Wärme-)Spur – Eine kriminaltechnische Studie"

Abstract

Jeder Mensch, der sich an einem Handlungsort, also auch an einem Tatort eines kriminellen Deliktes bewegt, hinterlässt dort Wärmespuren. So wird zum einen Körperwärme durch Sitzen, Liegen, Gehen, Stehen oder durch das Ergreifen von Gegenständen auf Objekte übertragen. Zum anderen führt die Benutzung technischer Einrichtungen wie Waschbecken mit Warmwasserzulauf, die Benutzung von Kaffeemaschinen, Herden, Lampen, Schusswaffen, Kraftfahrzeugen oder anderen Gegenständen zu einer Erwärmung von Objekten. Solche Wärmespuren lassen sich durch Wärmebildkameras messen und dokumentieren, da erwärmte Objekte Infrarotstrahlungen abgeben, die von solchen Kameras erfasst, in Temperaturen gemessen und in Bildsignale umgesetzt werden können. Sie geben dem Betrachter einen visuellen Eindruck davon, welche Objekte an einem Ort warm oder kalt sind. Der große Vorteil von Wärmespuren liegt darin, dass sie weitgehend Auskunft über ihren Entstehungszeitpunkt geben und damit Rückschlüsse zulassen, wann sich bestimmte Handlungen am Tatort ereignet haben, und unter Umständen auch, wie viele Menschen dort agiert haben. Ihr größter Nachteil ist ihre hohe Flüchtigkeit, da sie sich je nach Umständen nur wenige Minuten bis hin zu halben Tagen nachweisen lassen. Die Arbeit mit Wärmespuren findet in der kriminalistischen Tatortarbeit noch keinerlei Anwendung und ist auch bei weitem noch nicht auserforscht. Der Verfasser hat sich in einer Reihe von Wärmespur-Experimenten, von denen einige hier vorgestellt werden sollen, bemüht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Es könnte lohnenswert sein, sich mit dieser Spurenart in den nächsten Jahren wissenschaftlich und praktisch auseinanderzusetzen, da sie durch ihre Eigenheiten das bisherige Standardrepertoire der Tatortspuren und damit die Aufklärung von Straftaten bereichern kann. Der Verfasser erhofft sich, mit diesem Aufsatz einen Anstoß für weitere Forschung zu geben.

 

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